Wie in letzter Zeit verschiedentlich in der lokalen Presse berichtet wurde, findet sich bisher kein Unternehmen, welches für die Internetversorgung des Neubaugebietes Schlössleweg in Rohrdorf investieren will. Die zu erwartenden Einnahmen für schnelle Glasfaseranschlüsse sind den bekannten Internetanbietern, allen voran der Telekom, nicht hoch genug, um eine solche Investition zu rechtfertigen.
Die Besonderheiten in diesem Gebiet sind wohl die relativ wenigen zu erwartenden Anschlüsse und die dort sehr gute mobile Internetversorgung, die manchen Haushalten, dann letztlich ggf. auch ausreicht. Die Volumenpakete der Mobilfunkanbieter werden immer erschwinglicher und so wird sich in Zukunft immer öfter die Frage stellen, in welchen Fällen die monatlichen 60-80 Euro für einen schnellen Glasfaseranschluss überhaupt noch erforderlich sind. Wir kennen auch das zunehmende Phänomen, dass immer mehr Privatpersonen kein Festnetztelefon mehr nutzen, sondern ausschließlich über das Handy zu erreichen sind.
Als Gemeinde sollten wir damit rechnen, mit dieser fortschreitenden Entwicklung über die Jahre immer mehr konfrontiert zu werden. Wenn im Schlössleweg Rohrdorf kein Anbieter das Internet verlegt, werden wir als Gemeinde ggf. für ca. 20.000 Euro Lehrrohre im Zuge der Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet auf uns nehmen. Mit dieser Vorleistung findet sich dann in der Zukunft ggf. ein Unternehmen, welches dann die Versorgung für sich entsprechend kostengünstiger herstellen kann. Ob es Aufgabe der Gemeinde ist, für Neubaugebiete solche Kosten zu übernehmen, wird zu diskutieren sein. Alle anderen notwendigen Erschließungsmaßnahmen (Wasser, Abwasser, Strom, Straßen, Spielplätze usw.) werden den künftigen Eigentümern der Häuser als Erschließungskosten schon immer selbstverständlich in Rechnung gestellt – nur für das Internet hat sich in Deutschland die Meinung etabliert, dass es von den Nutzern nicht selbst bezahlt werden sollte.
Eine sehr ähnliche Parallele ist die geplante Internetversorgung in Bildechingen. Hier fordert der mögliche Betreiber feste Verträge mit den Haushalten, um wenigstens einen Teil seiner Investitionskosten sicher wieder einspielen zu können. Unter solchen Bedingungen sind aber bis heute nicht genug Haushalte bereit, sich anschließen zu lassen. In Mühlen gibt es einen Anschluss, wie bei uns für genau 500 Euro Selbstbeteiligung. Das machen die Eigentümer gerne mit – aber ein Vertrag für eine z.B. 2-jährige Nutzung des Internets mit einem schnellen Glasfasertarif für ca. 80 Euro monatlich wollen nur wenige sofort abschließen. So kann dann die Gemeinde und der Landkreis wahrscheinlich die Investitionskosten auf lange Zeit (oder gar für immer?) nicht mehr erwirtschaften. Wie in vielen Bereichen unseres Lebens stellt sich da tatsächlich die Frage, was man gerne will bzw. wirklich braucht. Will man etwas nur wenn es nahezu kostenlos ist, braucht man es wahrscheinlich nicht wirklich.